Die am weitesten verbreitete Zahlungsweise beim Import aus China ist die Banküberweisung. Kunden zahlen meistens 30% des Auftagswert bei der Platzierung ihrer Bestellung an den Hersteller und den Rest nach der Warenprüfung und vor dem Versand aus China. Viele Kunden empfinden die Überweisung als riskant, da sie mit dieser Zahlungsweise bspw. keine Garantie für die Einhaltung eines Liefertermins oder bestimmter Qualitätseigenschaften haben. Ein Hilfsmittel um die Risiken gleichmäßiger auf Importeur UND Exporteur zu verteilen bietet die Importzahlung durch Akkreditiv (englisch: Letter of Credit oder kurz L/C). Wir beleuchten diese Zahlungsmethode im folgenden etwas …
Darstellung des Akkreditivs
Das Wort Akkreditiv hat seinen Ursprung in der Handlungsmacht (französisch accréditation), die ihrerseits auf Vertrauen (lateinisch accreditivus) beruht.
Das Dokumentenakkreditiv ist das Versprechen einer Bank, für Rechnung des Käufers dem Verkäufer, in der Regel unter Einschaltung einer anderen Bank, bei Erfüllung genau beschriebener Bedingungen einen vereinbarten Betrag zu bezahlen. (klassisches Zug-um-Zug-Geschäft).
Die Bedingungen sind in der Regel die Vorlage bestimmter Dokumente:
- Rechnungen
- Versandpapiere
- Versicherungsbescheinigungen
- Ursprungszeugnisse
- Qualitätszertifikate
Rechtsbeziehungen im Akkreditivgeschäft
– Zwischen Exporteur und Importeur besteht ein Liefervertrag, der streng vom Akkreditiv zu trennen ist
– der Importeur beauftragt seine Bank mit der Akkreditiveröffnung. Damit kommt ein Geschäftsbesorgungsvertrag zustande (BGB 675). Der Importeur haftet der Akkreditivbank gegenüber fiir die Akkreditivbeträge.
– zwischen Akkreditivbank (Importland) und Akkreditivstelle (Export- land) entsteht wiederum ein Geschäftsbesorgungsvertrag.
-hat die Akkreditivstelle gegenüber dem Exporteur das Akkreditiv bestätigt (muss nicht sein – kostet je nach Land), hat der Exporteur einen gesamtschuldnerischen Anspruch gegen die Akkreditivbank und -Stelle
Die „Einheitlichen Gebräuche und Richtlinien für Dokumenten-Akkreditive (ERA)“ regeln diese Art der Geschäftsbeziehungen zwischen den Geschäftspartnern international. Banken befassen sich nur mit den Dokumenten – um das eigentliche Geschäft kümmern sie sich nicht im geringsten („Abstraktionsprinzip“).
Ablauf eines Akkreditivgeschäftes

Ablauf: Importzahlung durch Akkreditiv
(1) Der lmporteur lässt durch seine Bank ein Akkreditiv eröffnen (dazu muss er kreditwürdig sein und/oder den vollen Betrag hinterlegen);
(2) Die Akkreditivbank eröffnet das L/C bei der Bank im Exporteurland zugunsten des Lieferanten;
(3) Die Akkreditivstelle benachrichtigt den Exporteur, dass ein Akkreditiv zu seinen Gunsten avisiert ist. Wenn er die Dokumentenbedingungen exakt einhält, ist die Bezahlung sichergestellt.
(4) In Ausnahmefällen ist die Akkreditivbank direkt Auszahlungsstelle – dies kann zumindest zeitliche Probleme bei der Abwicklung aufwerfen.
Sicherheiten im Akkreditivgeschäft
Man unterscheidet verschiedene Varianten, die sich durch den Sicherheitsgrad des Gelingens der Transaktion kennzeichnen.
– widerrufliche Akkreditive: sind unsicher und daher inakzeptabel
– unwiderrufliche Akkreditive: sind sicher, wenn Bonität des Kunden und Sicherungsgebers stimmen. Problem: Zahlungsversprechen kann nicht wiederufen werden, aber der Zeitpunkt der Zahlung ist hinaus schiebbar (i.d.R. 14 Tage nach Lieferung)
– unwiderrufliche und bestätigte Akkreditive: sehr sicher! Die Bank garantiert die Zahlung.
– Forfaitierung : unüblich im Handel (= Forderungsverkauf)
Zahlungsweisen aus dem Akkreditiv
– Sichtakkreditiv.: Zahlung bei Vorlage der Dokumente (€ werden sofort gezahlt, Fremdwährungen bedingen Wartezeiten)
– Defferred Payment Akk.: Nach Vorlage der Dokumente gilt ein Zahlungsziel vereinbart (evtl. Forfaitierung, wenn es ein bestätigtes Akk.ist)
– Rembours Akk.: Exporteur zieht Wechsel auf die Akk.-Stelle (muss erlaubt sein). Die Bank kauft den Wechsel zum Diskontsatz an (Liquiditätsvorteil für Exporteur – üblich in China)
– Commercial Letter of Credit: Im Unterschied zum L/C, wird hier der L/C auf den Exporteur, nicht auf dessen Bank ausgestellt. (Der L/C begleitende Wechsel wird normalerweise negoziiert – im angelsächsischen Raum üblich)
– Revolvierendes Akk.: für regelmäßige wiederkehrende Lieferungen. Dauert solange an, bis der im Akk. festgelegte Betrag ausgeschöpft ist.
Kosten im Akkreditivgeschäft
Im Vertrag ist unbedingt festzuhalten, wer welche Kosten zu tragen hat. Normalerweise übernehmen Importeur und Exporteur jeweils, die in ihrem Land anfallenden Kosten. Die folgenden Kosten fallen an:
- Spesen
- Porto
- Fremdwährung „XYZ“ Promille Courtage
- Akkreditivgebühr (bestätige Akkreditive sind wesentlich teurer als unbestätigte). Kosten hängen im wesentlichen von der Laufzeit und dem Länderrisiko ab.
Was geschieht, wenn die Akkreditivbestimmungen nicht erfüllt werden können ?
- Zahlungsverpflichtung der Bank entfällt
- Bank kann „unter Vorbehalt“ auszahlen, wenn die Abweichungen nicht gravierend sind
- bei gravierenden Abweichungen muss man sich mit dem Importeur über Änderungen des Akk. verständigen. Nur mit dessen ausdrücklicher Zustimmung möglich.
Sonderfall: das Akkreditiv beim Handelsunternehmen
– übertragbares Akk. (tranferrable L/C). Sehr geläufig im Asienhandel. Die Auszahlungsansprüche können unter gleichen Bedingungen, aber mit einem geringeren Stückpreis, an einen Unterlieferanten übertragen werden
Fazit: Importzahlung durch Akkreditiv
Wir empfehlen Kunden in Europa die Importzahlung durch Akkreditiv insbesondere dann einzusetzen, wenn ein oder mehrere der folgenden Kriterien erfüllt werden:
- Auftragswert über US$ 30 TSD (die genaue Risikoschwelle muss jeder Kunde für sich selbst definieren)
- Wenn die Lieferung bspw. einem fixen Liefertermin an einen weiteren Kunden unterworfen ist und Verspätungen Vertragsstrafen nach sich ziehen würden
- Wenn bestimmte Qualitätsstandards zwingend eingehalten werden müssen. Dies können chemische Grenzwerte oder statistische Fehlerquoten bei einer Warenprüfung sein.
Falls Sie Fragen zum Akkreditiv haben, wenden Sie sich am besten an Ihre Hausbank für eine erste Beratung. Jede Bank hat andere Vorgehensweisen, Möglichkeiten und Begrenzungen. Gerne stehen wir auch für Fragen oder Tipps zur Verfügung.
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