Ab Juni 2025 gilt die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) auch für kleinere Unternehmen. Was zunächst wie eine Umweltmaßnahme klingt, bringt in der Praxis gravierende Auswirkungen auf den internationalen Handel mit sich – besonders für Importeure und Handelsfirmen.
Was ist die EUDR?
Die EU Deforestation Regulation (EUDR) verpflichtet Unternehmen, bei bestimmten Waren wie Holz, Kakao, Kaffee, Palmöl, Soja, Naturkautschuk oder Rinderprodukten nachzuweisen, dass diese nicht von entwaldeten Flächen stammen – und zwar nicht nach dem 31.12.2020.
Ab dem 30. Juni 2025 müssen auch kleine und mittlere Unternehmen diese Anforderungen erfüllen, wenn sie betroffene Produkte in die EU einführen oder exportieren.
EUDR – Was auf kleine Firmen ab Juni 2025 zukommt
Für jede betroffene Ware müssen Unternehmen:
- die vollständige Lieferkette offenlegen
- Geodaten der Anbaufläche angeben (Koordinaten bis zur Plantage)
- Dokumente über Landbesitz und Gesetzestreue im Ursprungsland vorlegen
- Risikoanalysen und Nachweise zur Entwaldungsfreiheit bereitstellen
⚠️ Das Problem: Diese Informationen gibt es oft gar nicht
In vielen Produktionsländern:
- existieren keine registrierten Flurstücke mit Koordinaten
- gibt es keine digitalisierten Landnachweise
- oder es ist rechtlich gar nicht erlaubt, solche Daten an Dritte (z. B. EU-Kunden) weiterzugeben
Damit fordert die EU Informationen, die für viele Hersteller realistisch nicht oder nur unter hohem Risiko beschafft werden können.
Ein neues Handelshemmnis?
Auch wenn die EUDR offiziell keine Handelsverbote ausspricht, wirkt sie wie eine nicht-tarifäre Handelsbarriere:
Wer die geforderten Daten nicht liefert, darf die Ware nicht mehr in der EU verkaufen.
Besonders betroffen sind:
- Kleine Lieferanten in Asien, Afrika und Südamerika
- Händler in der EU, die keine vollständige Transparenz über komplexe Lieferketten haben
- Produkte mit Mischinhalten, bei denen einzelne Bestandteile aus EUDR-relevanten Rohstoffen stammen könnten
Fazit
Die EUDR wird den internationalen Warenfluss massiv verändern. Viele Firmen werden gezwungen sein, auf bestimmte Länder oder Produkte komplett zu verzichten, nur um rechtliche Risiken zu vermeiden.
Was als Umweltregelung gedacht war, könnte sich in der Praxis als protektionistisches Instrument mit weitreichenden Folgen für den freien Handel entpuppen.
Besonders paradox wirkt dies im Fall von Ländern wie China, das in den vergangenen Jahrzehnten massiv aufgeforstet hat und heute als Weltmarktführer in grüner Technologie und nachhaltiger Produktion gilt – dennoch ist auch chinesischen Produkten der Zugang zum EU-Markt künftig nur unter bürokratischen Hürden möglich.